Geschichte
Im Zentrum des Filmes stehen die drei Lebensgeschichten von Frauen mit Fisteln in unterschiedlichen Stadien, eingebettet in ihrem sozio-kulturellen Umfeld. Dabei steht weniger die Krankheit im Vordergrund, als vielmehr der Mensch, mit seinen Ängsten und Hoffnungen.
Der Film beginnt mit einer farbenfrohen Hochzeit in einem kleinen abgelegenen Dorf in Mali. Die Braut ist wunderschön gekleidet, mit einer speziellen Frisur und festlichem Make-up. Für Sushuan ist es die erste Hochzeit seit ihrer Eigenen vor 9 Monaten. Jetzt ist sie hochschwanger. Mit 10 Jahren wurde sie ihrem Ehemann versprochen und die Zeremonie fand kurz nach ihrer ersten Menstruation statt. Zwar flehte sie ihre Eltern an, sie noch nicht zu verheiraten und weiter zur Schule gehen zu lassen, aber ihre Familie ist arm und eine Person weniger am Tisch entlastet. Trotz der fortgeschrittenen Schwangerschaft arbeitet sie wie gewohnt weiter, hackt Holz, schleppt das Wasser vom mehreren Kilometer entfernten Brunnen nach Hause und kocht für die ganze Familie. Ab und zu fühlt sie einen heftigen Schmerz in ihrem Bauch, aber trotzdem begrüsst Shushan, klein und zierlich für ihr Alter, die Schwangerschaft, denn ohne Kinder ist sie nichts.
Niemand ist glücklich, dass Mariam schwanger ist. Sie ist noch nicht verheiratet und ihr Verlobter verneint die Vaterschaft. Sie hatte nie die Möglichkeit zu einem Doktor oder in ein Gesundheitszentrum zu gehen, aber sie konsultierte die traditionelle Geburtshelferin in ihrem Dorf. Als die Wehen einsetzen ist es mitten in der Regenzeit und die Zufahrtspisten zum Dorf sind überflutet. Bereits seit zwei Tagen und Nächten liegt sie mit Wehen in der kleinen Hütte ihrer Familie und befindet sich nun in einem Zustand völliger Erschöpfung. Ratlos packt ihre Familie sie schliesslich auf einen Eselskarren und bringt sie zum nächstgelegenen Spital. Wegen den schlammigen Strassen vergeht ein weiterer Tag bis Mariam im Spital ankommt, und auch dort kann das Leben ihres Kindes nicht mehr gerettet werden. Als sie am nächsten Morgen aufwacht, liegt sie in einer Lache Urin. Sie weiss nicht, wie ihr geschieht und schämt sich. Sie versucht ihren Zustand zu verheimlichen, in der Hoffnung, dass es wieder besser wird, aber es wird nicht besser – sie hat bereits eine Fistel entwickelt.
Nach einer schwierigen Geburt hat die 15-jährige Kaneba ihr Baby verloren und eine Fistel entwickelt. Im lokalen Gesundheitszentrum konnte man ihr nicht helfen, man sagte ihr nur, dass sie an einer unheilbaren Krankheit leide. Zurück in ihrem Dorf fingen die Leute an, sie zu meiden. Niemand isst von den Mahlzeiten, die sie zubereitet hat und sie ist zu schwach um auf dem Feld zu arbeiten. Als sich ihr Zustand auch nach ein paar Monaten nicht verbessert, verstösst sie ihr Ehemann und heiratet kurz darauf eine andere Frau. Kaneba muss zu ihren Eltern zurückkehren. In der kleinen Hütte, in der die 9-köpfige Familie zusammen wohnt, ist der Geruch nach Urin aber bald zu dominant. Die Eltern bauen ihr eine kleine Hütte etwas ausserhalb des Dorfes, wo sie während zwei Jahren vor sich hin vegetiert – allein, gedemütigt und ohne Hoffnungen. Sie nimmt kaum etwas zu sich, denn je mehr sie isst oder trinkt, desto mehr Fäkalien laufen ihr die Beine herunter. «Ich habe mich einfach zusammengrollt und blieb liegen », sagt sie.
Doch dann hört sie eines Tages im Radio von einer neuen Behandlung in Bamako, die ihr helfen könnte. Dort will sie hin, um jeden Preis! Ihre Eltern verkaufen eine Kuh um das Geld aufzubringen und Kaneba macht sich auf die 2-tägige Reise zur Klinik. Dort, zum ersten Mal in ihrer ganzen Leidensgeschichte, trifft sie auf andere Mädchen mit Fisteln, die alle in der Hoffnung auf Heilung angereist sind und kann sich mit ihnen austauschen. Ein paar Wochen später wird Kaneba erfolgreich operiert und kehrt gesund in ihr Heimatdorf zurück.
Zwei der Mädchen leben in dem Gebiet, das die Sozialarbeiterin Mme Dolo von Iamaneh Mali betreut. Seit 10 Jahren kämpft sie mit Herz und Seele gegen die Stigmatisierung von Frauen mit Fisteln. «Diese Mädchen verlieren eigentlich alles: ihr Kind, ihre Würde, ihre soziale Stellung und ihre Existenzgrundlage als Frau», sagt Mme Dolo, «sie gelten als unrein, dürfen nicht mehr kochen und müssen sich vom Dorfbrunnen fernhalten. Durch die Ausgrenzung aus der Gemeinschaft haben sie keine Chance, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Niemand würde z.B. etwas das sie berührt haben kaufen. Es sind sozusagen Scheintote, die keine Zukunft mehr haben». Wir sehen Mme Dolo tausende von Kilometer in die abgelegensten Dörfer von Mali reisen, wo sie die Frauen besucht und über die Möglichkeiten einer Behandlung informiert. Mit einem open-air Theater tourt sie von Dorf zu Dorf, um auf die Ursachen, die zu Fisteln führen aufmerksam zu machen und sie produziert Radio Spots um eine breitere Bevölkerungsschicht zu sensibilisieren.
Mme Dolo hat in Rumänien studiert und sich dann dazu entschlossen, in ihr Heimatland Mali zurück zu kehren um sich für unterprivilegierte Frauen in ihrem Land einzusetzen.